Berlin-Brandenburgische Akademie der WissenschaftenBibliothek für Zeitgeschichte in der Württembergischen LandesbibliothekHistorisches Centrum Hagen
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Das von der Badischen Landesbibliothek erarbeitete Webportal "Kriegssammlungen in Deutschland 1914-1918" weist 235 Sammlungen des Ersten Weltkriegs und die ihnen bis heute verbliebenen Sammlungsmaterialien nach. Zwischen 1914 und 1918 legten Bibliotheken, Archive, Museen, Behörden und Privatpersonen überall im Deutschen Reich Kriegssammlungen an, in denen der Erste Weltkrieg als "große Zeitenwende" akribisch dokumentiert wurde. Der Krieg wurde umfassend archiviert, noch während er stattfand. Denn die Zeitgenossen sahen sich an einem weltgeschichtlich einschneidenden Ereignis teilhaben, das den Alltag jedes Einzelnen ebenso tiefgreifend prägte wie die Existenz der Nation als Gesamtheit; für dessen spätere Bewertung würde das Tagesschrifttum von größter Wichtigkeit sein. Und allen war klar, dass dies der erste Medienkrieg der Geschichte war. Nie zuvor hatte die Publizistik eine vergleichbare Rolle gespielt, die Propaganda so entscheidenden Einfluss gehabt. Der Sammeleifer bezog sich auf Schützengrabenzeitungen aus Frontgebieten, auf Drucksachen aus Lazaretten und Gefangenenlagern, auf Zeitungen der besetzten Gebiete und Quellenmaterial der Kriegsgegner. Gesammelt wurden Landkarten, Maueranschläge und Fliegerabwürfe, Fotos, Feldpostbriefe und Soldatentagebücher. Material der Kriegswirtschaft wie Notgeld, Lebensmittelkarten und Kriegsersatzstoffe wurde aufgehoben, aber auch Gegenstände mit Andenkencharakter wurden zusammengetragen wie Vivatbänder, Postkarten, Gedenkmünzen und Porzellangegenstände mit Kriegsmotiven. Aufgrund ihres universalen Sammelanspruchs haben sich die damaligen wissenschaftlichen Landes- und Stadtbibliotheken in der Kriegssammelbewegung besonders engagiert. Heute in der Arbeitsgemeinschaft der Regionalbibliotheken des Deutschen Bibliotheksverbandes organisiert, haben sie das Webportal erarbeitet, um das überlieferte Sammlungsmaterial zum Jahrhundertgedenken spartenübergreifend vernetzt zugänglich zu machen. Aus den vielfältigen Informationen lässt sich manch Aufschluss für die Mentalitäts- und Alltagsgeschichte des Ersten Weltkriegs gewinnen.
Clio-online beteiligt sich am Projekt "Europeana Collections 1914-1918". Darin haben sich zehn Nationalbibliotheken und andere Partner aus Europa gemeinsam zum Ziel gesetzt, bis 2014 über 400.000 Objekte aus ihren Beständen in der europäischen Bibliothek "Europeana" bereitzustellen, die damit sowohl der historischen Forschung als auch der gemeinsamen Erinnerung an den Ersten Weltkrieg online zur Verfügung stehen. Ausgehend von aktuellen Forschungsansätzen liegt der Fokus der Auswahl auf alltags- und kulturgeschichtlich interessanten Materialien, die nicht nur Bücher und Periodika, sondern auch Fotografien, Karten, Notenblätter, Flugblätter und Kunstwerke umfasst. Bereits jetzt können Teile der Sammlungen aus Dänemark, Italien, Österreich, Frankreich und Großbritannien über das "Europeana"-Portal eingesehen werden.
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Wie andere Bibliotheken hatte auch die Bibliothek der Universität Göttingen nach Beginn des Weltkriegs begonnen, eine Kriegssammlung anzulegen. Dazu gehörte neben der Sammlung von Kriegsbriefen und anderen Selbstzeugnissen (A. Archivalische Quellen) vor allem der Erwerb zeitgenössischen Schrifttums sowie der Publikationen, in denen nach 1918 der Krieg publizistisch und historiographisch verarbeitet wurde (B. Bücher und Zeitschriften (Erwerbungsjahre 1914-1944)). Da die bis 1944 erworbene Literatur chronologisch aufgestellt wurde, bietet sie ein gutes Bild über die Entwicklung der zeitgenössischen medialen Auseinandersetzung mit dem Krieg, die von der offiziellen politischen Propaganda bis zu publizierten Selbstzeugnissen reicht, wobei auch Publikationen aus den „Feindstaaten“ durchaus intensiv gesammelt wurden. Da die Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen seit 1949 das Sondersammelgebiet zur Sprache und Literatur sowie zur Geschichte des angloamerikanischen Kulturraums betreut, besitzt die Bibliothek darüber hinaus auch nennenswerte Bestände an Sekundärliteratur und Mikroformen zum Ersten Weltkrieg, insbesondere natürlich im Hinblick auf die Geschichte Großbritanniens, der Vereinigten Staaten sowie Kanadas, Australiens und Neuseelands (C. Forschungsliteratur (Erwerbungsjahre nach 1945)).
Unmittelbar nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges richtete die damalige Königliche Bibliothek Berlin einem Aufruf an die Öffentlichkeit und bat, ihr alle mit dem gerade begonnen Krieg in Verbindung stehenden Veröffentlichungen zuzusenden. Die eingesandten Materialien wurden in einer eigens eingerichteten Kriegsakzession bearbeitet und unter der Signatur “Krieg 1914-lfd. Nummer” aufgestellt. Ungeachtet der Bestandsverluste während der Verlagerung im Zweiten Weltkrieg stehen heute noch ca. 35.000 Bände zur Verfügung. Die Sammlung ist durch einen gesonderter Zettelkatalog mit 737 Sachstellen inhaltlich erschlossen. Eine Sachstellenübersicht wurde 1929 veröffentlicht (Schlagwortrepertorium zum Katalog der Weltkriegssammlung. - Berlin, 1929.) Ihren besonderen Wert erhält die Sammlung dadurch, dass sie nicht nur die Veröffentlichungen aus Deutschland und den mit dem Deutschen Reich verbündeten Staaten enthält. In großem Umfang wurde auch Literatur aus den neutralen und Feindstaaten gesammelt.
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Olaf Hamann: "Krieg 1914". Eine Sondersammlung der Staatsbibliothek zu Berlin.
Wolfram Wojtecki: Kriegsalltag an der Front und in der Heimat. Quellen zur Alltagsgeschichte in der Sammlung "Krieg 1914".
Die Plakatsammlung dokumentiert Bild- und Schriftdrucke seit der Kaiserzeit. Unter den ca. 5.000 Plakaten finden sich vor allem deutsche politische Plakate des Ersten Weltkriegs und der Weimarer Republik. Bei den österreichischen Plakaten sind besonders die Zeit des Ersten Weltkriegs und die Jahre 1938-1945 vertreten. Eine abgeschlossene Sammlung enthält Plakate zu Kriegsfilmen der 60er und 70er Jahre. Die deutschen Plakate aus der Zeit des Ersten Weltkriegs und des Dritten Reichs sind in einer Datenbank erfasst.