Akten zum Ersten Weltkrieg im Politischen Archiv des Auswärtigen Amts
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Im Politischen Archiv des
Auswärtigen Amts wird das diplomatische Schriftgut aus dem Zeitraum von 1867
bis zur Gegenwart aufbewahrt. Kernbestand des Archivs waren bei seiner Gründung
1920 die etwa 20 000 Aktenbände der Politischen Abteilung, darunter auch alle
die Jahre 1914 bis 1918 betreffenden Akten. Diese Akten bilden auch heute noch
die wesentlichste Überlieferung zum Ersten Weltkrieg. Akten der Rechts- und der
Handelspolitischen Abteilung aus der Zeit vor 1920 befinden sich im
Bundesarchiv beim Bestand R 901 – Auswärtiges Amt.
Die Politische Abteilung (Abt. IA)
hatte alle allgemeinen außenpolitischen Vorgänge zu bearbeiten. Sofern
wesentliche außenpolitische Belange hineinspielten, hatten die anderen
Abteilungen (Handelspolitische Abteilung, Rechtsabteilung) alle Vorgänge der
Politischen Abteilung vorzulegen. Sie stand unter der unmittelbaren Leitung des
Staatssekretärs des Auswärtigen Amts und seines Stellvertreters, des
Unterstaatssekretärs. Die Referate waren in der Politischen Abteilung in der Hauptsache
nach Ländern oder Ländergruppen eingeteilt. Die einzelnen Referate waren dabei
weniger streng voneinander geschieden als in anderen Abteilungen, wechselten
zudem häufiger hinsichtlich ihrer Zuständigkeiten wie auch personell. Das in
der Politischen Abteilung entstandene Schriftgut ist entsprechend den Referaten
nach Weltteilen und Ländern sowie sachthematisch und innerhalb der Aktenzeichen
chronologisch geordnet. Zahlreiche Aktenzeichen umfassen auch Akten aus der
Zeit 1914 bis 1918.
Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges
wurde ein neues Aktenzeichen angelegt, in dem die auf den Kriegsausbruch und
-verlauf bezüglichen Erlasse des Auswärtigen Amts, Berichte der
Auslandsvertretungen und Schriftwechsel mit anderen Behörden und Privatpersonen
abgelegt wurden. Da der Aktenplan der Politischen Abteilung des Auswärtigen
Amts nach Ländern strukturiert war und der Krieg mit der deutschen
Kriegserklärung an Russland begonnen hatte, wurde dieses neue Aktenzeichen bei
den Russland-Akten eingeordnet und erhielt die Bezeichnung "Russland 104:
Der Krieg 1914". Schon in den ersten Wochen des Krieges wurden zahlreiche
Unter-Aktenserien für Einzelfragen geschaffen, z.B. für
Friedensvermittlungsversuche, aufgefangene fremde Funksprüche, Broschüren und
Weißbücher, Presseangelegenheiten, Verletzungen des Völkerrechts,
Aufwiegelungen in den Reihen der Kriegsgegner u.v.m. Im Laufe des Krieges sind
so insgesamt über 180 Unter-Aktenserien angelegt worden. Erst im Herbst 1916
wurde die Aktenbezeichnung "Russland 104" bei der Haupt- und allen
Unterserien durch "Weltkrieg" ersetzt. Diese Weltkriegsserie bildet
mit annähernd 2300 Archiveinheiten die bedeutendste den Ersten Weltkrieg
betreffende Aktenserie.
Zu den Aufgaben der Politischen
Abteilung zählten bis zur Einrichtung einer selbständigen Nachrichtenabteilung
am 1. Januar 1915 auch die Pressesachen. Die Nachrichtenabteilung ging am 1.
Oktober 1919 organisatorisch und personell in der Vereinigten Presseabteilung
der Reichsregierung und des Auswärtigen Amts auf. Deshalb finden sich einige
Akten aus den Jahren 1915 bis 1918 auch in der Überlieferung dieser
Presseabteilung. Der größere Teil der aus der Zeit des Ersten Weltkriegs
stammenden Überlieferung der Presseabteilung, insbesondere zur Propaganda im
Krieg, befindet sich im Bundesarchiv beim Bestand R 901 – Auswärtiges Amt.
Einen weiteren nennenswerten
Bestand zur Geschichte des Ersten Weltkrieg bilden im Politischen Archiv die
rund 300 Akten der Vertretung des Auswärtigen Amts im Großen Hauptquartier
(Reichskanzler, Staatssekretär, Vertreter des Auswärtigen Amts, Rat im Gefolge)
und die Akten des Rats im Gefolge des Kaisers.
Auch unter den Akten der internen
Verwaltung des Auswärtigen Amts und seiner Auslandsvertretungen finden sich
solche, die sich aus der Zeit des Ersten Weltkriegs stammen.
Das Politische Archiv verwahrt unterschiedlich dicht
überliefert auch das Schriftgut von rund 270 diplomatischen und konsularischen
Vertretungen im Ausland. Ihre Akten stellen aber nur eine wichtige
Ergänzungsüberlieferung dar. Auch für die Jahre 1914 bis 1918 gilt, dass diese
Akten in der Regel von nachrangiger Bedeutung und Aussagekraft sind, die
dichteste und beste Überlieferung findet man in den weit klarer strukturierten
und wichtigeren Akten der Zentrale.
Alle im Politischen Archiv des
Auswärtigen Amts verwahrten Unterlagen sind im Lesesaal einsehbar. Die für die
Benutzung der Akten notwendigen Informationen sind auf www.diplo.de/archiv zu
finden.
Dr. Martin Kröger
Politisches Archiv des Auswärtigen Amts
(Stand: 01/2012)