Sammlung Kapuzinermission
Zur Sammlung Kapuzinermission
Die Universitäts- und Landesbibliothek Münster erhielt im Jahre 2010
und 2011 von der Deutschen Kapuzinerprovinz einen umfangreichen
Archivbestand als Depositum. Es handelt sich um die Unterlagen ihrer
Südseemission aus der Zeit von 1904 bis 1919 sowie ihrer Chinamission
1922 bis 1952.
Beide Sammlungen enthalten Materialien, welche nicht nur die
Missionstätigkeit in den besagten Zeiträumen in der Südsee (Karolinen
und Marianen) und in China dokumentieren, sondern gleichzeitig auch
einen Einblick in die damalige Welt der dortigen Völker, ihrer Sitten
und Gebräuche bieten.
Südseemission:
Die Kapuziner der Rheinisch-Westfälische Provinz übernahmen 1904 das
Gebiet der Ost- und Westkarolinen einschließlich der Palau-Inseln als
Apostolische Präfektur, nachdem dort seit 1886 spanische Kapuziner
missioniert hatten. 1907 übernahmen sie zusätzlich die Apostolische
Präfektur der Marianen, die seit 1665 von Jesuiten, seit 1767 von
Augustiner-Rekollekten betreut wurden. 1911 entstand aus beiden
Präfekturen ein Apostolisches Vikariat unter Leitung des Vikars und
Bischofs P. Salvator Walleser.
Nach dem Ende des I. Weltkrieges und somit auch dem Ende der
deutschen Kolonialherrschaft wurden alle Deutschen und auch alle
deutschen Kapuziner ausgewiesen. Einige gingen in ihre Heimat zurück.
Der überwiegende Teil jedoch widmete sich neuen missionarischen Aufgaben
in der Republik China.
Chinamission:
Im Jahre 1922 entstand in Kansu (Gansu) unter der Leitung von P.
Salvator Walleser eine neue Mission, die zu einem Apostolischen Vikariat
erhoben wurde.
In diesem Gebiet in Zentralchina, zwischen der Mongolei und der
Provinz Szechuan (Sichuan) am Oberlauf des Gelben Flusses gelegen,
lebten damals sechs Millionen Menschen. Die Missionsarbeit wurde durch
zahlreiche Widrigkeiten und Entbehrungen geprägt: Erdbeben,
Überschwemmungen, Seuchen, Gefechte rivalisierender Warlords sowie
Gefechte dieser Einheiten mit der Kuomintang.
Im September 1949 erfolgte die Eroberung der Provinz durch
kommunistische Truppen, im Oktober die Ausrufung der Volksrepublik
China. Zwischen 1949 und 1952 erfolgte dann schrittweise die Ausweisung
der Missionare als "unerwünschte Ausländer".
Die Sammlung
Zur Zeit enthält die Sammlung Kapuzinermission ca. 200
Dokumentenmappen mit Urkunden, Korrespondenzen (dienstlich und privat)
etc., dazu Bücher, unzählige Fotos, einige Fotoalben und auch viele
Glasplattenpositive (farbig und schwarz/weiß).
Eine Findliste ist vorhanden. Die Fotoalben, Fotos und Glasplatten werden in HANS katalogisiert.
Nachlass Walther Schücking
Walther Schücking war ein Enkel Levin Schückings (1814-1883), des
langjährigen Freundes der Annette von Droste Hülshoff. Er entstammte
einer Juristen- und Gelehrtenfamilie aus dem Münsterland. Im Anschluss
an das Studium der Staats- und Rechtswissenschaften lehrte er von 1902
bis 1920 an der Universität Marburg Staats-, Völker-, Kirchen- und
Verwaltungsrecht.
Nach Ausrufung der Weimarer Republik war Schücking als
DDP-Abgeordneter von 1919 bis 1928 Mitglied des Reichstages. Aufgrund
seines internationalen Rufes als Pazifist und Völkerrechtler gehörte er
1919 zu den sechs deutschen Hauptdelegierten bei den Versailler
Friedensverhandlungen. Er trat für den Völkerbundgedanken ein und war
maßgeblich an der Gründung der Deutschen Liga für Völkerbund beteiligt.
1930 wurde Schücking als erster Deutscher zum ständigen Richter am
Weltgerichtshof in Den Haag berufen. Trotz des Austrittes des Deutschen
Reiches aus dem Völkerbund 1933 und gegen den Willen der Nazi-Regierung
blieb er bis zu seinem Tod in diesem Amt.
Zum Nachlass
Der Nachlass Walther Schücking ist seit 1953 im Besitz der
Universitäts- und Landesbibliothek Münster und gilt als einer unserer
bedeutendsten Nachlässe des 20. Jahrhunderts.
Er umfasst 71 Kapseln mit Korrespondenzen, Manuskripten, Akten und biografischen Materialien, die per Findliste erschlossen sind.
Reinhard Feldmann
ULB Münster, Leiter des Dezernats Historische Bestände
Birgit Heitfeld-Rydzik
ULB Münster, Dezernat Historische Bestände
Veröffentlicht im Themenportal Erster Weltkrieg mit freundlicher Genehmigung des Dezernats für Historische Bestände der ULB Münster